Die Covid-19-Krise und der damit einhergehende Einbruch der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2020 haben tiefe Spuren auf dem europäischen Arbeitsmarkt hinterlassen, insbesondere in dienstleistungsorientierten Branchen wie Tourismus, Handel, Luftfahrt und wirtschaftlichen Dienstleistungen wie Arbeitnehmerüberlassung und im Kulturbereich betroffen.
Um die Auswirkungen der Krise abzufedern, haben nahezu alle Mitgliedstaaten entsprechend angepasste wirtschaftspolitische Instrumente wie Arbeitszeitanpassungen und arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen wie Kurzarbeit eingeführt. Einige Mitgliedsstaaten haben die gesetzliche Grundlage entwickelt, dass Arbeitgeber Arbeitnehmer kurzfristig mit Rückkehroption oder Wiedereinstellungsverpflichtung freistellen können. In vielen Ländern erhielten Unternehmen, die unter einem Nachfragerückgang litten, finanzielle Hilfen.
Die Arbeitslosenquoten waren daher aufgrund arbeitsplatzerhaltender Maßnahmen in vielen Ländern nur bedingt aussagekräftig. Weitaus aussagekräftiger bildeten Indikatoren wie Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder die Zahl der Personen ohne Erwerbstätigkeit die Arbeitsmarktsituation im Jahr 2020 ab.
Die Zahl der Fehlzeiten, die im zweiten Quartal 36 mit rund 2020 Millionen ihren Höchststand erreichte, lag ein Jahr später mit 19.7 Mio. nur knapp über den Zahlen des zweiten Quartals 2019, dem Vorkrisenjahr. Die Zahl der Nichterwerbstätigen im zweiten Quartal 2020 wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 6 % und lag im zweiten Quartal 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau.
Während die Arbeitslosenquote 2020 um 0.4 Prozentpunkte über dem Niveau von 2019 lag, lag die Arbeitslosenquote in den EU-2021-Staaten im Jahresdurchschnitt 27 bei 7 % und damit um 0.2 Prozentpunkte höher als 2019. Die Arbeitslosenquote der Männer lag bei 6.7 % (+0.2 Prozentpunkte gegenüber 2019) und bei den Frauen 7.4 % (+0.2 Prozentpunkte).
Die Arbeitsmarktsituation entwickelte sich jedoch in den einzelnen Mitgliedsländern des AMS-Netzwerks sehr unterschiedlich. Sieben Länder verzeichneten einen Rückgang der Arbeitslosenquote im Vergleich zu 2019, andere Länder verzeichneten einen Anstieg zwischen 0.1 Prozentpunkten (Polen, Bulgarien, Dänemark) und 2.5 Prozentpunkten (Island, keine Daten für Liechtenstein).
Abbildung 1: Arbeitslosenquote 2021 (15 bis 74 Jahre) und Veränderung in Prozentpunkten im Vergleich zu 2019
Quelle: Datenbank - Eurostat une_rt_a; keine Daten für Liechtenstein, Zeitlinienbruch in Norwegen, abweichende Definitionen in Spanien und Frankreich
Die Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) blieb in den 25 Mitgliedsstaaten immer noch deutlich über dem Niveau von 2019, nur vier Mitgliedsstaaten unter dem Vorkrisenniveau.
Abbildung 2: Arbeitslosenquote junger Menschen im Jahr 2021 (15 bis 24 Jahre) und Veränderung in Prozentpunkten im Vergleich zu 2019
Quelle: Datenbank - Eurostat une_rt_a; keine Daten für Liechtenstein, Zeitlinienbruch in Norwegen, abweichende Definitionen in Spanien und Frankreich
Die Langzeitarbeitslosigkeit, die in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise zwischen 2009 und 2013/14 von 5.4 auf über 11 Millionen Menschen anstieg, ging in den Folgejahren weiter zurück, stieg aber 2021 erstmals seit sieben Jahren wieder an. Im Jahresdurchschnitt 2021 waren 2.868 Millionen Frauen und 2.987 Millionen Männer im Alter von 15 bis 74 Jahren länger als 12 Monate ohne Arbeit.
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